Gähnübung mit Glissando

Endlich mal wieder ein Blogeintrag zum Thema Stimmbildung!

Heute stelle ich Dir eine Übung vor, die viele verschiedene Fähigkeiten schult und außerdem die Stimme schonend wach macht.

Du singst den Startton auf "u", gleitest eine Quarte nach unten, wechselst dort auf "a" und glissandierst wieder bis zum Ursprungston hinauf, wo du ein letztes Mal auf "u" wechselst.

Dann wiederholst Du die Übung immer einen Halbton höher (oder tiefer).

 

Diese Übung klingt so simpel, bietet aber immense Möglichkeiten des individuellen Stimmtrainings und zusätzlich noch optimale Möglichkeiten der Gehörbildung sowohl des Einzelnen als auch natürlich der Gruppe.

Der Wechsel u-a-u trainiert den Vokalausgleich und den gleichmässigen und stufenlosen Registerausgleich. U wird intuitiv sehr "kopfig" gesungen, a eher "brustig" - und wenn Du die Singenden dazu animierst, so wenig wie möglich, nur so viel wie nötig an ihrer Mund- und Gaumenstellung zu ändern, finden sie sehr schnell den idealen Vokalsitz. Dadurch, dass Du die Übung in allen Höhenlagen singst, entwickelt sich auch ein Gespür für die unterschiedlichen Spannungen in den jeweiligen Tonlagen und jeder kann den nötigen Atemfluss besser wahrnehmen.

Das Glissando animiert ebenfalls die Muskelgruppen, die für den Registerausgleich zuständig sind, zu einer reibungs- und stufenlosen Zusammenarbeit. Die Muskelgruppen, die die Atmung führen und jene, die für die Regulierung der Tonhöhe zustündig sind, können besser entkoppelt wahrgenommen und dementsprechend angesteuert werden. Auch in den Randllagen kann der Stimmapparat besser animiert werden, auch über die vermuteten Grenzen hinauszugehen und so stetig den Stimmumfang auszuweiten. ("Dehnübungen für die Stimme").

Wenn Du mit der Zeit NUR DEN GRUNDTON angibst, lernt jeder, sich eine Quarte nach unten vorzustellen und nicht über das Ziel hinaus zu schießen (oder zu wenig nach unten zu gehen). Dadurch wird die Tonvorstellung trainiert, die für einen sauberen Chorklang sorgt. Wenn Du außerdem darauf achtest, dass niemand UNTER die Quarte mit seinem glissando gerät ("halfpipe" oder auch  "Flugzeug, dass wieder durchstarten muss" sind gut funktionierende Bilder), trainieren die Sängerinnen und Sänger, dass sie in der Körperspannung bleiben und nicht dem natürlichen Drang der Entspannung nachgeben.

Und last but not least: die Übung macht Spaß, sie lockt den natürlichen Spieltrieb - und wenn Du das mit entsprechenden Ansagen unterstützt, wird das Ergebnis bald zu hören sein, weil nicht nur keiner meckert, wenn Du zur chorischen Stimmbildung rufst, sondern auch, weil der Chorklang sauberer und voller wird!

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