Freiwillige Selbstbeschränkung

Zur Zeit denken wir alle darüber nach, wie eine bessere Welt, in der wir gerne leben wollen, aussehen könnte.

In den kommenden Wochen werde ich unter dem Hashtag #besserewelt ein paar Themen behandeln, die zeigen, dass wir als Chorleiter mit unserem Chor schon viele Fähigkeiten erarbeiten und immer wieder einüben, die hilfreich für eine neue Gesellschaft sein können. Gerne dürft ihr diese Überlegungen auch in den Gesprächen mit euren Kommunalpolitikern und Sponsoren verwenden, um Ihnen klar zu machen, welche wertvolle Arbeit wir machen!

 

In Zeiten von Resoourcenknappheit und wachsender Bevölkerung stellt sich die Frage, wie die vorhandenen Güter gerecht verteilt und der Konsum eingeschränkt werden kann. Viele kommen zu einer utopisch klingenden Lösung, die aber so einfach und zielführend wäre: freiwillige Selbstbeschränkung. Soll heissen: jeder nimmt sich nur so viel, wie er braucht und nur dann, wenn er es braucht und behält dabei die Gesamtheit im Blick.

 

Warum sollte das aber jemand tun? Wie soll man Menschen dazu bewegen, sich freiwillig zurück zu nehmen, auch für andere mitzudenken und die Gesamtheit im Blick zu halten?

 

Ein Mitsingender eines Chores kennt und übt das in jeder Probe!

Wenn wir ein Stück einstudieren, kommt es immer wieder an bestimmten Stellen in einem Stück zu der Frage: "wer hat denn hier die wichtigste Stimme?". Die Standardantwort bei mir im Chor ist: "Der Bass!" :D - aber das ist natürlich nur eine prinzipielle Aussage, die mit dem Stück und der konkreten Stelle nichts zu tun hat! ;-)

Wenn wir uns dann gemeinsam überlegt haben, wer denn Melodieträger ist, wer textlich den Fortgang bestimmt und wer eher begleitende Funktion hat, dann sortiert sich der Klang fast von selber. Denn die entsprechenden Stimmgruppen wissen dann, wann sie sich hinter der führenden Stimme einsortieren müssen und wann sie selber als wichtiger Motor im Stück gefragt sind. Und so wird aus den einzelnen Stimmen ein Gemeinschaftsprojekt, das nur gelingen kann, wenn jeder im richtigen Moment Verantwortung für das Gelingen übernimmt oder sich auch in anderen Momenten bewusst zurücknimmt.

 

Genau das wünschen wir uns doch auch für die zukünftige Gesellschaft in einer besseren Welt: dass diejenigen, die gerade "Motoren" sein können für die Fortentwicklung wichtiger Ideen im richtigen Moment Verantwortung übernehmen und ihre Stimme hören lassen - und dass diejenigen, die aktuell nichts Essentielles zum Thema beitragen können, sich zurück nehmen und nur für eine gute Harmonie im Hintergrund sorgen.

Oder dass wir Dinge teilen und uns aushelfen, die gerade anderswo dringender gebraucht werden - wie in der Chorprobe, wenn man dem Neuen die Noten reicht, weil man seine Stimme eigentlich schon auswendig kann oder dann eben zur Not beim Nachbarn reinschaut.

Im Chor können wir üben, das Gesamte im Blick zu behalten, uns als Individuum wichtig und als Teil der Gruppe unverzichtbar fühlen zu dürfen - und trotzdem nicht immer die Lautesten sein zu müssen, sondern auch einmal anderen den Vortritt zu lassen für einen gelungenen Gesamteindruck und ein erfüllendes Gemeinschaftserlebnis.

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