Ohren auf!

Fragt man Chorsänger, auf was es ankommt, so richtig gut als Sänger und auch als Chor zu sein, so wird man sicher jede Menge unterschiedliche Antworten bekommen: Dynamik des Chores, individuelle Stimmfarben, Sprachverständlichkeit, Timing, Ausgewogenheit in der Mehrstimmigkeit, ausgeglichene Vokale, Bühnenpräsenz etc.

Woran man vielleicht nicht sofort denkt, ist das Hören!

Wenn Deine Sänger lernen, sich selbst und auch ihren Mitsängern zuzuhören, kann das ungeahnte Entwicklungen nach sich ziehen... :D
Sei es nun, dass ihnen auf einmal auffällt, wie blöd es klingt, wenn man mitten im Satz sinnentstellend atmet, nur weil der zweite Taktstrich naht. Oder die Aussprache gleicht sich aneinander an, so dass der Chorklang viel homogener wird. Der Chor singt sauberer, weil die Sänger aufeinander hören.

Dafür muss man aber auf jedenfall - ihr ahnt es schon!! - das Klavier weglassen. Denn das übertüncht alle diese Feinheiten, die Sänger hören nur auf das voranpeitschende Getöse des Tasteninstruments und vergessen, dass ja die Stimmen das Wichtigste sind.

Hat sich erstmal die Kultur des Hörens eingespielt, klappt auch das Einstudieren von neuen Stücken viel besser, weil das Ohr einen Teil der Arbeit übernimmt. Und erst dann kann man sich auch einmal an Stücke wagen, die neuartig, fremd und ungewöhnlich komponiert sind. Denn wenn das Ohr nicht mitlernt, kann das Stück nicht klingen, selbst wenn alle Töne richtig sind.

Und wie ihr das erreichen könnt??

Zum einen könnt ihr die Grundlagen in jeder Chorprobe beim Einsingen mit der chorischen Stimmbildung legen. (siehe meine anderen Blogeinträge). Mit Stimmspielen und Intonationsübungen ist da schon viel erreicht. Einige weitere Tipps zur Schulung des Gehörs folgen in den nächsten Wochen.

Zum anderen kann man in der Probe auch durchaus einmal die Frage stellen, WARUM die Sänger wohl meinen, dass diese Stelle nicht geklappt oder nicht geklungen hat. Mit der Zeit eintwickeln deine Chormitglieder ein anderes Hörverhalten - und davon profitiert ihr dann alle.

Der einzige Nachteil: man kann sich nicht mehr entspannt in jedes Konzert setzen, weil man dann jeden Patzer hört! :D

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