Hier kommt wieder einmal ein Plädoyer und die Erinnerung daran, dass das Aufeinander-Hören der wichtigste Beitrag zu einem sauberen Chorklang ist. Und also solltest Du das mit Deinem Chor auch immer wieder üben.
Was das Aufeinander-Hören am meisten behindert?? Neben der Tatsache, dass Deine Sänger oft auf ihren jeweiligen Melodieverlauf konzentriert sind: das Mitspielen mit dem Klavier!!!! Es tut mir wirklich leid, dass ich darauf herumreite - aber erst neulich habe ich in der Chorprobe bei einer sehr sympathischen und äußerst kompetenten Chorleiterin gesessen und sie spielte sehr zu meinem Leidwesen die ganze Zeit mit. Und das, obwohl der Chor sich ziemlich gut zurecht fand und lauter Menschen in der Probe saßen, die sich aufeinander eingestellt hatten und darauf fokussiert waren, sich gegenseitig wahr zu nehmen. Sie konnte das sehr gut, das Mitspielen - aber leider ist nunmal die Stimmung eines Klavieres nicht rein, sondern temperiert und daher kann der Klang des Chores nicht "einrasten".
Wenn Du in Deinem Stück an eine Stelle kommst, wo es immer unsauber klingt, könnt ihr das wunderbar erfahren, was ich mit "einrasten" meine: Du gibst zuerst den ersten Akkord Ton für Ton an; den Grundton, dann die Quinte, es folgt die Terz und dann noch die zusätzlichen Töne, wenn es welche gibt. Wie lange es alleine dauert, bis der Grundton (besonders, wenn er z.b. von Alt und Bass, also zwei Stimmen gesungen wird) stimmt und steht - das denkt man gar nicht. Habt Geduld! Irgendwann klingt der Ton ganz klar. Und dann erst nimmst Du den nächsten dazu, die Quinte. Auch hier kann es lange dauern, bis wirklich jeder sich eingereiht hat (chorisch nachatmen lassen!). Wenn dann die Terz dazu kommt, hören schon alle sehr gut, ob noch etwas nachgezogen oder abgelassen werden muss, damit der Klang wirklich nach Dur oder Moll klingt. BITTE NICHT MIT DEM KLAVIER VORSPIELEN! Sing es vor! Oder mach ein Spiel draus - lass zwischen Moll und Dur hin und herwechseln auf dein Zeichen, damit jeder beim Tun und Hören den Unterschied erleben kann.
Wenn dann noch eine große Septime (bei Jazzklängen z.B.) dazu kommt, ist das Hören noch mehr auch Erleben - der Klang verändert sich und seinen Charakter total. Nimm die Septime noch mal weg, lass den Dreiklang nachbessern von deinem Chor - und dann füge den zusätzlichen Ton wieder hinzu. Jetzt hat jeder die Funktion des jeweiligen Tones ERLEBT und gehört und kann damit ganz anders umgehen.
Irgendwann zum späteren Zeitpunkt hat die oben genannte Chorleiterin dann auch genau das gemacht: ohne Klavier den Akkord aufgebaut. Und auch hier hat es lange gedauert, bis der Klang wirklich stand. Aber ab da war dann dieser Akkord immer wunderbar sauber und spürbar ein "Wohlfühl-Punkt" in der gesungenen Komposition.
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