Der Mond ist rund

Nachdem der Bedarf an guten Einsing- bzw. Stimmübungen wohl nie wirklich gedeckt werden kann, weil wir ja auch gerne immer mal wieder was Neues ausprobieren, kommt hier eine gute Übung für Intonation und Stimmspannung.

Wir singen "la lu-u-u-u-na" auf einer Molltonleiter ab der Quinte abwärts bis zum Grundton.

Dazu machst Du folgende Armbewegung: Du "malst" mit der Hand einen Mond vor Dich in die Luft, indem Du bei "la lu..." oben in der Höhe anfängst, beim Terzton, der ja sehr tief hängen muss, an der tiefsten Stelle angekommen bist und dann zu den letzten beiden Tönen den Arm wieder nach oben ziehst und am besten sogar noch beim "---na" die Finger deiner Hand zusammenführst.

Warum?

Nun - deine Sänger lernen das meiste intuitiv durch Nachahmen. Daher solltest Du auch immer darauf achten, dass Du beim Vormachen alles möglichst perfekt so machst, wie Du es hinterher auch hören möchtest. Das erspart Dir (und dem Chor) mindestens die Hälfte aller Ansagen!

Das andere ist die unbewusste Beeinflußung der Körperspannung deines Gegenübers und das "Anzeigen" des Stimmflußes.

Durch das Beginnen oben (dein Arm sollte locker gehoben, nicht angestrengt gestreckt sein) zeigst Du an, dass das Folgende in die Tiefe führt - auch wenn Du gar nichts dazu gesagt hast. Denn weiter höher geht es nicht, das sieht man ja. Wenn Du den Arm mit dem Einatmen in die entsprechende Position bringst, machst Du auch noch vor, wie sich der Körper und damit der Stimmapparat während des Einatmens aufbaut und Haltung annimmt. Wenn du zwei weiche Schubser mit der Hand (wie Pinselstriche) zum "la" und "lu" machst, erkennt der Sänger, dass es einen weichen Impuls geben muss, um die Übung gut zu starten. Dann führst Du den Arm im Halbrund nach unten (der Arm führt dabei die Hand) und lässt somit erkennen, dass der Sänger die Führung der einzelnen Töne und ihrer Träger, der Vokale, ergreifen und behalten und die Töne nicht einfach nach unten "purzeln" lassen sollte.

Die tiefste Stelle ist - gefühlt - die Mollterz, denn diese muss, um sauber zu klingen, mit sanftem Druck nach unten geführt werden. Ab hier muss man wieder Schwung aufnehmen, damit man sauber beim Grundton ankommt - immerhin ist der nächste Tonschritt nur ein Halbton und der Grundton wird oft generell zu schwer angesungen. VIelleicht, weil man erleichtert ist, am Ziel angekommen zu sein...?! Durch Deine Armbewegung, die an der tiefsten Stelle Fahrt aufgenommen hat und nun mit Schwung wieder nach oben zum Ausgangspunkt führt, kann der Beobachter intuitiv begreifen, dass die letzten zwei Töne etwas "Anstrengung" im Sinne einer Spannungserhöhung im Atem benötigen, um zu einem guten Ende, dass der Anfangsspannung entspricht, gebracht zu werden.

Oft bremst das "n" der letzten Silbe den Atemfluss etwas - das kannst Du versuchen, durch das Zusammenführen deiner Finger positiv zu beeinflußen, indem du das Gelingen "in die Hand" nimmst: der Imitator wird mit dem aktiven Werkzeug - seiner Zunge - dasselbe tun und damit dem "n" eine bewusste Formung geben, auf der der Ton weiter zum "a" transportiert werden kann.

 Wenn Du jetzt den Arm wieder in der gespannten Ausgangsposition hast, dürfte tein optisch klar sein, dass das "a" kein Loslassen der gesamten Muskulatur zur Folge haben soll, sondern genauso bewusst wie alle anderen Töne zum Klang gebracht werden sollte.

 

Natürlich bedarf es sicher noch mancher Ansage, damit alle diese Punkte auch wirklich von deinen Sängerinnen und Sängern berücksichtigt werden. Aber als Erinnerung und wirklich auch oft als Ersatz für vieles Reden kannst Du deine Gestik sehr gut und unaufdringlich einsetzen, um zu zeigen, worauf man für eine perfekte Tonfolge alles achten kann!

 

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