Ich schau vielleicht mal vorbei...

Die vielen Veränderungen betreffen auch ganz deutlich unser Publikum. Wo man sonst Wochen vorher schon sein Kommen angekündigt hat, eventuell Karten gekauft - da hören wir heute immer öfter ein unverbindliches "ich habs mir mal notiert - eventuell schau ich mal vorbei!" Auch die Tatsache, dass die Abendkasse teurer ist als der Vorverkauf - wenn es denn so ist - ist ein Preis, den man gerne für seine Freiheit bezahlt. Und in dem Moment, wo ich selber Publikum bin, nehme ich mich da nicht aus!!

Was also können wir tun?

Ändern können wir das Phänomen sicher nicht - durch die vielen Optionen, die uns angeboten werden und die Möglichkeit via Smartphone bis zur letzten Sekunde auch in einer Gruppe noch die Meinung zu ändern, haben wir eine Freiheit erlangt, die wir nicht ohne Grund hergeben wollen.

Also? Also müssen wir Gründe liefern, warum die Leute zu uns kommen wollen. Und vielleicht auch Gründe, sich frühzeitig festzulegen.

 

Die Gründe, zu unserem Konzert kommen zu wollen, können vor allem in der Art der Präsentation liegen. Wenn wir jedes Konzert auf die gleiche Art präsentieren, kommt vielleicht schnell das Gefühl auf, man würde nichts verpassen, wenn man das ein oder andere Mal nicht dabei wäre. (Das gilt übrigens genauso für die deine eigenen SängerInnen.)

Die Vielfalt der Optionen muss uns als Chorleiter dazu bringen, unser Angebot attraktiv und einzigartig zu machen: ein Event, an dem wir selbst auch gerne dabei wären, selbst wenn es nicht unser Job wäre!

Das kann im Angebot der Stücke und Gruppen sein, die bei einem Konzert zu hören sind, an einem ungewöhnlichen Ort, das reizvoll erscheint, an einer neuen Art der Präsentation - oder auch daran, dass Dein Chor einfach so sympathisch rüber kommt, dass ihr viele Fans habt und diese zu unterhalten wisst, dass eure Moderation spritzig und informativ ist und dass man weiß: dort treffe ich viele richtig netten Leute!

Auch hier gibt es nicht EINEN Tipp, der Dir für immer Sicherheit bietet - Du wirst mit Deinem Chor immer neu herausfinden müssen, worauf ihr gerade Lust habt, was euer Publikum begeistern könnte und welche Möglichkeiten sich in eurem Umfeld gerade bieten...

 

Gründe, sich schon im Vorfeld festzulegen, sind eindeutig schwieriger zu erzeugen. Im Grunde kann das nur mit dem Mittel gelingen, was in der Wirtschaft Kundenbindung genannt wird. Keinesfalls geht das über immer kompliziertere oder auch immer teurer werdende Konzerttickets. Die Aussage, dass nur, was etwas kostet, auch etwas wert sein kann, hört man immer wieder. Es gibt sicher auch einen bestimmten Ausschnitt von Menschen, bei denen das funktioniert. Aber das werden eher nicht die sein, die sich von deinem Laienchorkonzert bezaubern, mitreißen, begeistern lassen.

Du willst ein Publikum, dass dich unterstützt, deine Ideen aufnimmt und sich davon einfangen lässt? Dann musst Du einen Kontakt zu ihm aufbauen. Die Hauptgruppe bilden dabei - besonders zu Anfang - die Familien und Angehörigen deines Chores. Also sorge dafür, dass ihr gerade die Angehörigen immer mit im Blick habt, dass ihr z.B. ein meet&greet nach dem Konzert ausrichtet, wo explizit die Angehörigen der Chorsänger mit eingeladen sind oder das sie bei einer Chorfahrt oder einem Ausflug auch immer mitfahren können. Das funktioniert dann auch mit weiteren Kreisen: wenn Du in der Moderation fragst, wer schon bei wievielen Konzerten deines Chores dabei war und das durch Handzeichen anzeigen lässt, wenn Du einen fixen Termin im Jahr hast, wo auch die Ehemaligen eingeladen werden oder wenn Du bei einem Jubiläum einen extra Ehemaligenchor einrichtest: das alles stärkt die Bindung innerhalb deiner Chorfamilie und wirkt auch nach außen attraktiv!

Und bevor ich dann zu irgendeiner Vernissage gehe, wo ich keinen kenne - da gehe ich doch lieber zum Konzert meines Lieblingschores, wo ich all die anderen Fans treffe, die ich schon bei den letzten Malen kennengelernt habe....:))

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