Ein Loblied auf das lebenslange Lernen!

Neulich war ich - mal wieder - bei der chor.com. Ich habe mich lange gar nicht anmelden wollen, weil ich das Gefühl hatte, ganz gut in meinem Alltag klar zu kommen, genug Ideen zu haben und auch keine Probleme fachlicher oder sonstiger Art zu haben, für die ich mir Input holen müsste. Irgendwie hab ich mich dann aber doch durchgerungen - und ich habe es nicht nur nicht bereut, es hat mir unheimlich viel gebracht!

Eigentlich wusste ich es ja vorher schon und habe auch schon das ein oder andere Mal darüber geschrieben: man kann gar nicht oft genug bei anderen Chören und Chorleitern zu Gast sein! Es kommt immer was dabei rüber.

Oftmals ist es, wenn man schon viel Erfahrung gesammelt hat und sich stetig weiterentwickelt, vor allem Bestätigung.

Ich hatte ganz vergessen, wie gut das tut!

Wenn man sieht, dass man nicht alleine ist im tagtäglichen Bemühen, anderen Menschen die Wirkung, den Inhalt, die Bedeutung von Musik, von musikalischem Tun zu vermitteln.

Wenn man so viele Chorleitende trifft, die alle mindestens genau so viel Herzblut, Überlegungen, Zeit und Engagement - ja, und auch Geld - in ihre Arbeit stecken, wie man selber das tut.

Wenn man sich austauschen kann auf Augenhöhe über die vielen kleinen Probleme im Choralltag: das gemeinsame Altern einer Chorgemeinschaft und der Versuch, diese zu verjüngen; die zunehmenden Terminschwierigkeiten durch steigende Individualisierung der Planungen, mangelnde Verlässlichkeit und die Überlegungen, wie man dem entgegenwirken kann; die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der eigenen Planung oder auch in der Erwartungshaltung des Chores; der Schwierigkeit, Nachwuchs für die Chorleitung ebenso wie für Funktionen im Verein zu finden; undsoweiterundsofort...

Durch diese Gespräche in den viel zu kurzen Pausen genauso wie in den Workshops oder Podiumsdiskussionen konnte man auch sehr viel Inspiration bekommen. Sehr angenehm, wenn die Ideen, die man hört oder erlebt und die Dinge, die man ausprobiert, einen selber herausfordern!

Natürlich kann ich dann diese nicht eins zu eins mit in den Choralltag nehmen - aber gerade so kann sich bei mir Neues entwickeln, das genau auf die jeweilige Gruppe, mit der ich zusammenarbeite und auf meine Vorlieben und Fähigkeiten stützt. Und es ist eben nicht ein Rezept XY, das sich irgendjemand ausgedacht und entwickelt hat, und das ich jetzt einfach nachmache. Wäre ja auch irrational zu glauben, dass jemand mir sein gesammtes Wissen in einer 90-Minuten-Kur samt und sonders übertragen könnte - wir sind doch keine USB-Sticks!

Besonders habe ich auch die Fülle an Konzerten genossen, die oft experimentell waren und damit neue Wege aufgezeigt haben. Natürlich hätte es auch "konservative" Konzerte gegeben - ich habe viele Kolleg*innen gesprochen, die auch diese Konzerte besucht haben. Schön, dass die meisten sich auf wirklich hohem Niveau befunden haben, so dass man als Musiker, der meistens mit Laien arbeitet und sich daher nicht zu großen Höhen aufschwingen kann, wieder eine Idee für exzellente Aufführungen und professionelle Konzertarbeit holen konnte. Auch hier kann ich natürlich nichts davon im Alltag anwenden - aber ich erlebe, wie oft Kleinigkeiten die Professionalität ausmachen, wie wichtig es ist, dass ein Gesamtkonzept hinter dem Vortrag steht, dass die Bühnenpräsenz mit der Musik übereinstimmt, dass es stimmig sein muss und also stiltypisch oder bewusst andersartig - immer aber mit der entsprechenden klaren Intention dahinter. Und dass auch einfache Volksliedsätze bezaubern und berühren können und es nicht um immer größere Vortuosität und höhere Schwierigkeitsgrade geht.

Zuguterletzt war es auch wunderbar, viele Menschen zu treffen, die aus der eigenen Region kommen, mit denen man immer mal wieder zusammenarbeitet und wo sich durch das gemeinsame Erleben, den Austausch darüber und über Fragen oder Ideen, die sich daraus ergeben hatten, neuer Schwung und eine Vertiefung der Gemeinschaft ergab. Und natürlich darüber hinaus auch mit vielen, die ich dort erst kennenlernte und wo ich jetzt weiß, wen ich fragen oder an wen ich mich wenden kann, wenn ich entweder in deren Region oder auch in deren Fachgebiet einmal ein Projekt plane.

Für mich war das Erleben dieser anstrengenden, intensiven, inhaltsreichen und schlafarmen Tage vor allem eines:

inspirierend und stärkend für meine Arbeit im Choralltag.

Wer wünscht sich das nicht?? Ich danke allen lieben Menschen, die ich dort treffen durfte und die mit mir ihre Inspiration geteilt haben! Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen.

Und allen, die noch nie bei der chor.com oder selten bei einer Fortbildung waren, kann ich nur sagen:

Gebt euch einen Ruck - ihr tut eurer Arbeit, eurer Motivation und ganz besonders euch selbst einen großen Gefallen!!

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