Authentizität - ist das das neue Zauberwort?

Neulich war ich mal wieder bei einem Konzert eines Chores. Man muss ja immer mal checken, was so geht in der Nachbarschaft und auch in der Szene generell.

Ich fühle mich bestätigt!

Vor zwei Jahren habe ich mich noch bei Euch beschwert, dass ich nirgendwo jemanden treffe, den ich kenne.

Bei diesem Konzert habe ich ziemlich viele Vertreter aus unterschiedlichen Chören getroffen - und von manchen weiß ich, dass sie auch gekommen wären, hätten sie nicht andere wichtie Termine gehabt! Das freut mich!

Dabei war das Konzert an sich gar nichts Außergewöhnliches! Aber offensichtlich hat der Chorverein über die Jahre viel richtig gemacht: sie machen ganz unterschiedliche Programme und gleichzeitig ein spannendes Repertoire, was die Leute anlockt bzw. das Zuhörer-Stammpublikum bleibend unterhält.

Unter uns Chorleitern: es war nichts qualitativ besonderes, was der Chor geboten hat.

Aber mit "Beatles und Queen" haben sie den Zeitgeist getroffen, eine gut besetzte Begleitband sorgte für den nötigen Drive. Es gab eine gute Pausenverkostung, das Konzert war auf allen Kanälen beworben, der Chorleiter war kompetent und führte launig durch den Abend und der Chor hatte merkbar Lust auf dieses Programm. Sehr viel mehr kann man nicht richtig machen!

Dass es musikalisch noch einige Anmerkungen gab, ist wohl fast selbsterklärend - besonders bei einem Programm mit Laienchor und Band. Das kann nur ungünstig für den Chor ausgehen, denn meist ist der Chor unsicherer als die Band und hängt sich eher dran. Da müsste man die Band dann schon extrem leise stellen, dass der Chor die Führung übernimmt - und das ist in der verfügbaren Probenzeit oft gar nicht drin. Also hat die Band die Funktion, den Chor zu pushen - und das muss bei Laienchören auf Kosten der Intonation oder Intensität (hören oder nicht.... ;-)) und auch auf die Bühnenprsäenz (zumindest stimmlich) gehen. Meistens stimmt dafür die Intonation, und zumindest kommt man durch.

 

Wie auch immer - hier geht es nicht um die Chorleistung an sich, sondern darum, ob ich mein Publikum unterhalten konnte.

Nachdem so ein in die Jahre gekommener Chor ein besonders großes Stammpublium hat, geht es darum, dieses für sich zu begeistern - im besten Falle, ohne etwaige jüngere Zuhörer zu verprellen. Das hat der Chor mit seinem Programm eindeutig geschafft!

 

Und damit kommen wir zur oben propagierten Authentizität: wenn mein Programm mir Spaß macht, ich mit dem Chor das Wünschenswerte mit dem Machbaren zu einer angemessenen Schnittmenge in der entsprechenden Probenzeit bringen konnte und mein Publikum das auch zu schätzen weiß - dann mache ich gute Chorarbeit!

Dass die Qualitätsansprüche je nach Landstrich variieren, ist ebenfalls klar. Insofern ist jeder weiterbildungswilligen Chorleitung ein überregionales Chorprojekt oder auch das Schnuppern in der anderen Chören wärmstens empfohlen. Was aber meist klar ist: zuhause muss ich das Beste aus dem machen, was da ist! Und wenn ich das schaffe, dann habe ich wirklich gute Arbeit geleistet!!

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0