Virtuelle Proben mit Zoom - Praxisbericht

Bei den Proben mit Zoom gibt es unheimlich viele verschiedene Möglichkeiten, was man machen kann - auch wenn eins klar ist: die Mikrofone der Teilnehmenden müssen meistens stummgeschaltet werden!
Nur zu Beginn, wenn alle „ankommen“, ist es schön, wenn alle ein bisschen miteinander quatschen können - und nicht nur, um sich gegenseitig zu helfen, die Mikrofon- und Videoeinstellungen zu finden… :D
Schon beim Einstieg in die Probe kann man wunderbar variieren: 
Anfangs habe ich Einsing- Übungen gemacht, die die Choristi von den „normalen Proben“ kannten und die ich einfach vorgesungen habe und dann ein zweites Mal, wo alle mitsingen können. (stummgeschaltet - Du hörst also nur Dich selbst, die Teilnehmer hören dich und evtl dein Klavier.)
Inzwischen spiele ich zwischendurch manchmal kurze Videos von Tutorials über Rhythmusübungen oder Stimmtechnik ein, manchmal spiele ich dann mit dem Klavier eine harmonisches Gerüst, worauf die Leute singen können, manchmal bauen wir Harmonien auf, die wir dann sogar mit offenem Mikrofon versuchen können zu hören.
Das ist nicht direkt schön ;-) - aber dafür kann man mal wieder hören, dass man zusammen Töne erzeugt. :)
Anschließend hören wir uns oft den Tuttitrack des gesamten Stückes an und ich animiere die Leute, sich die Stellen zu markieren, wo sie noch unsicher sind (bei bekannten Stücken). Bei einem neuen Stück geht es darum, erstmal gut zuzuhören. Das kann man auch gut mit einer konkreten Aufgabestellung fördern (findet eure Lieblingsstelle, an der Stelle, wo ihr meint, die Melodie zu haben, hebt ihr die Hand…).
Danach kommt dann der Teil, wo wir alle zusammen von der heute zu probenden Stelle die einzelnen Stimmen durchsingen - oft zum leisen Tuttitrack im Hintergrund oder mitgespielt am Klavier. Ob jeder jede Stimme mitprobt oder lieber seine eigene zu der geprobten dazu singt, hängt von der Sicherheit und Experimentierfreudigkeit jedes einzelnen ab. Da Du nichts hören kannst, musst Du auch nichts vorgeben - Du kannst aber gerne auf die beiden Varianten hinweisen, damit jeder eine Idee hat, wie er agieren kann. Einfach nicht mitsingen, wenn die anderen proben, ist in deme Fall eher Zeitverschwendung - in den normalen Proben ja oft Alltag, so dass virtuelle Proben hier tatsächlich für den einzelnen einen deutlich nachvollziehbaren Mehrwert haben.
Teilweise habe ich Teams von Nachwuchschorleitungen, die mir helfen, Stimmproben abzuhalten. 
Dazu kann man in Zoom in extra „Räume“ (Breakout-sessions) gehen, wo die Gruppe ungestört zusammen singen kann.
Ist kein Team da, kann man trotzdem Kleingruppen zusammenschalten und sie mit einem Auftrag zusammen üben lassen. Neulich haben wir zum Beispiel einen „Rundlauf“ ausprobiert - die GruppenTN singen ihre Stimme taktweise nacheinander mit offenem Mikrofon. Das geht nicht fließend - aber man kann sich gegenseitig weiterhelfen und auch merken, ob wirklich alles klappt….
Nach ca. 20 Min treffen wir uns wieder im Tutti, machen eine kurze Pause und je nach fortgeschrittener Uhrzeit und Kapazität aller Beteiligten machen wir dann entweder eine abschließende  Runde mit dem Tuttitrack oder gehen noch eine zweite Runde zum Nachbessern in die Gruppen. Das Singen am Ende mit dem ganzen Chor im Ohr macht allen total Spaß und ist auch eine schöne gemeinschaftsbildende Maßnahme! Da kann man sich schon vorstellen, wie das mal klingen wird!
Die Anzahl der Teilnehmenden ist eigentlich fast egal - daher haben wir auch alle Ehemaligen eingeladen, diese Phase für ein Chorrevival zu nutzen, mit uns zu proben und evtl dann im nächsten Jahr ein gemeinsames Konzert zu machen.So können dann auch mal 50 Personen und mehr zusammenkommen.
Aber in meinem Teeniechor sind wir 8-10 Personen - auch das ist schön.
Da man ja nur einzelne hört, ist das ziemlich egat, wieviel da sind.
Nur für den, der die Leute anfangs den Gruppen zuordnen muss, ist es einige Arbeit. Die kann man aber während der „Ankommensphase“ machen, dann ist es kein Stress. Und wenn man die Leute noch bittet, beim Anmelden hinter ihren Namen die Stimmgruppe schreiben, dann ist es noch leichter, die Gruppen zu bilden.
Ein abschließendes gegenseitiges Winken am Schluß, gerne auch mit geöffneten Mikros zum Abschied oder die Möglichkeit, hinterher noch gemeinsam was zu trinken und ein bisschen zu plaudern, knüpft fast schon an gewohnte alte Zeiten an.
Ein Leben mit virtuellem Chor ist also möglich und sogar sinnvoll, solange es nicht anders geht und wenn man die Chancen zu nutzen weiß. Probiert es einfach mal aus!

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