1000mal probiert - und es hat Zoom gemacht...

Kommt Euch das bekannt vor?

Jede:r von Euch wird da jetzt sicher etwas anderes rauslesen.

Die Leute, die Zoomproben machen, werden an die technischen Probleme und an die Tatsache denken, dass man doch einen Teil der Chormitglieder trotz aller Motivationskunst zumindest während der digitalen Phase verloren hat.

Die Leute, die sich engagiert haben, um ihre Chorfreunde zu motivieren, sich ab und zu zu treffen, zuhause zu üben oder sich - wo es möglich war - zu Proben mit Abstand zu treffen, werden eher das "1000mal probiert" lesen und das "Zoom machen" eher auf den Frustrationsblitz beziehen, der sie irgendwann getroffen hat, als sie feststellen mussten, dass trotzdem einige einfach wegbleiben.

 

Wie auch immer: schwierige Zeiten liegen hinter uns Chorverantwortlichen. Und genauso schwere liegen auch noch vor uns. Leider.

Im letzten Blogeintrag habe ich über die Stimmpflege geschrieben, die wir den Menschen, die noch tapfer weiter dabei sind, ans Herz legen sollten.

Heute geht es um die Perspektiven für die Zukunft und um die Frage, wie wir uns aufstellen und wo wir Hilfe holen können.

 

Seit einiger Zeit bin ich sehr engagiert in der Chorverbandsarbeit. Das führt auch dazu, dass die Blogeinträge hier nun etwas spärlicher kommen als zuvor gewohnt.

Gleichzeitig führt es dazu, dass ich noch viel tiefere Einblicke in die deutsche Chorlandschaft bekommen habe, als ich bisher schon hatte.

 

Eine wichtige und gute Nachricht: Es gibt wirklich viele tolle Menschen, die mit Schwung und Engagement dafür kämpfen, dass ihre Chöre bestehen bleiben, dass die Chormitglieder gut betreut und motiviert werden, dass die Chöre, die Musizierenden - ja, die gesamte Kulturlandschaft von der Gesellschaft nicht vergessen werden. Wir sind viele - das sollte uns Mut machen!!

Viele Menschen haben tolle Ideen, wie man die Gegebenheiten akzeptieren und gleichzeitig das Beste daraus machen kann.

Viele Menschen engagieren sich mit Zeit, Ideen und Kompetenz dafür, dass Chöre lebendige Orte der Gemeinschaft sind und das Image der angestaubten Vereinsmeierei verlieren.

 

Was aber leider auch wahr ist: durch die Pandemie haben wir viele Menschen verloren, die vorher Teil unserer Chöre waren. Manche sicher auch krankheitsbedingt - die meisten aber, weil sie notgedrungen nach anderen Dingen Ausschau halten mussten, die ihnen Zufriedenheit und Ablenkung in den einsamen Zeiten gebracht haben. Und viele dadurch, dass die Zeiten einfach andere geworden sind. Und leider werden wir wohl der Wahrheit ins Auge sehen müssen, dass ein Teil dieser Menschen auch nicht mehr zurück kommen wird. Und dass es ein "Alles ist wieder wie früher" auch nicht geben wird.

 

Wir werden uns damit auseinandersetzen müssen, dass dieses Jahr 2020 eine Zäsur in der Chorlandschaft, in der Kultur und auch in der Gesellschaft und der ganzen Welt sein wird.

Und dass es an uns liegt, aus den Vorkommnissen, den Gegebenheiten, den Ideen, verworfenen Plänen, Erkenntnissen und neuen Routinen eine Vision zu bauen, die jede einzelne Gruppe, jeden Chor, ja einfach uns alle in die Richtung bewegt, wie wir uns wünschen, dass es einmal sein wird.

 

Diese Arbeit, diese Gedankenspiele, diese Entwicklung der Vision einer besseren Zukunft können wir jetzt beginnen, wo das Hamsterrad noch nicht wieder die alte Fahrt aufgenommen hat. Jetzt, wo wir als Chöre noch nicht "normal" proben können, können wir Zukunftswerkstätten veranstalten, in denen wir uns überlegen, was wir unbedingt wieder so machen wollen, wie es vorher war - und was wir vielleicht ändern wollen, wo es hingehen soll und welche neuen Wege sich aufgetan haben, die wir jetzt beschreiten und ausbauen können.

 

Chöre sind Teil der Gesellschaft, Abbild der Gesellschaft - und wir können auch, was den visionären Teil der anstehenden Transformation der Gesellschaft angeht, weiter mit gutem Beispiel vorangehen.

Was wir alles an guten Ansätzen zu bieten haben, habe ich in vielen vorherigen Blogeinträgen unter #besserewelt schon beschrieben. Dieser Prozess ist auch jetzt nicht zu Ende - im Gegenteil! Er fängt gerade jetzt neu an!

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